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Stand: 11.09.2023, 00:00
Quelle: OVG

Oberverwaltungsgericht Hamburg: Gedenkveranstaltung zum 90. Todestag des Hamburger Richters Kurt Perels

11. September 2023

Mit einem Empfang im Plenarsaal des Hanseatischen Oberlandesgerichts wurde heute an den Richter am Hanseatischen Oberlandesgericht und am Hamburgischen Oberverwaltungsgericht Prof. Dr. Kurt Perels erinnert, der sich vor 90 Jahren nach seiner Demütigung und Entrechtung durch das NS-Regime das Leben nahm.

Der habilitierte Rechtswissenschaftler Kurt Perels war seit dem Jahr 1909 als Professor in Hamburg tätig und später erster Dekan der neu geschaffenen Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Hamburg, an deren Gründung er maßgeblich beteiligt war. 1922 wurde er zum Rat am Hanseatischen Oberlandesgericht und zum rechtsgelehrten Beisitzer des im gleichen Jahr neu eingerichteten Hamburgischen Oberverwaltungsgerichts ernannt. Er war damit einer der ersten fünf Richter am Hamburgischen Oberverwaltungsgericht, dem er bis zu seinem Tod angehörte.

Nach der Machtergreifung der NSDAP am 30. Januar 1933 wurden schrittweise Staat und Gesellschaft gleichgeschaltet und ein totalitäres Regime geschaffen. Um in Justiz und Verwaltung Beamtinnen und Beamte bzw. Richterinnen und Richter „nicht arischer Abstammung“ aus dem Dienst entfernen zu können, forderte das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 den Nachweis einer „arischen Abstammung“. Wer diesen nicht erbringen konnte, wurde aus dem Dienst entlassen oder in den Ruhestand versetzt. Im Sommer 1933 wurde Prof. Dr. Kurt Perels aufgefordert, diesen sog. Ariernachweis zu erbringen, was er nicht konnte, weil sein Vater ein zum Christentum konvertierter Jude gewesen war. Der drohende Verlust seiner Ämter und die damit zusammenhängende Demütigung trafen Prof. Dr. Kurt Perels schwer. Am 10. September 1933 nahm er sich im Alter von 56 Jahren das Leben.

Er gilt daher als Person, die durch das NS-Regime gedemütigt und entrechtet wurde; in Hamburg sind an drei historischen Orten zur Erinnerung an das Wirken von Prof. Dr. Kurt Perels Stolpersteine verlegt (siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Im Hamburgischen Oberverwaltungsgericht wird künftig öffentlich zugänglich eine Gedenktafel an Prof. Dr. Kurt Perels erinnern.

Anna Gallina, Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz: „Ich möchte den gegebenen Anlass dazu nutzen, um auf die aktuellen Gefahren und Bedrohungen unseres Rechtsstaats aufmerksam zu machen. Wir haben heute eine Situation, in der Rechtsextremisten wieder auf dem Vormarsch sind. Umso massiver müssen wir uns für die Unabhängigkeit der Justiz, die Gleichbehandlung vor dem Gesetz und die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Im Kern geht es darum, die liberale Demokratie zusammenzuhalten und gegen diejenigen zu verteidigen, die über demokratische Institutionen ebendiese abschaffen wollen. Das ist unsere Verpflichtung gegenüber den Opfern des Holocausts.“

Anne Groß, Präsidentin des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichts: „Prof. Kurt Perels ist im Dritten Reich persönlich Unrecht geschehen und dieses Unrecht war zugleich systematisch und gegen die Unabhängigkeit der Justiz gerichtet. Deshalb ist es mir wichtig, an ihn als Person und damit zugleich an die Mechanismen zu erinnern, die die unabhängige Justiz und damit den Rechtsstaat als wesentlichen Baustein unserer Demokratie aushöhlen können.“


Für Rückfragen:
Pressestelle der Verwaltungsgerichte
Hamburgisches Oberverwaltungsgericht
Dr. Max Plog
Telefon: (040) 42843 - 7677
E-Mail: pressestelle@ovg.justiz.hamburg.de